Bindungstheorie nach Bowlby – Bindung einfach erklärt

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Die Bindungstheorie wurde von John Bowlby und Mary Ainsworth entwickelt. Die Erkenntnisse und das Wissen um die Bindung in Pädagogik und Psychologie umfasst eine ganze Wissenschaft, die Bindungsforschung. Die Grundlagen der Bindungstheorie nach Bowlby werden in diesem Beitrag einfach dargestellt und stellen eine Grundlagentheorie für die Ausbildung, aber auch praktische Arbeit im pädagogischen Bereich dar. Zu den Inhalten gibt es auch ein ausführliches Lernvideo. Nach diesem Beitrag wirst du die Grundlagen der Bindungstheorie nach Bowlby kennen und verstehen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Bindung? Was besagt die Bindungstheorie nach Bowlby?

Als Bindung wird in der Theorie ein emotionales Band zwischen zwei Menschen verstanden. Insbesondere geht es dabei um die Bindung zwischen den Eltern und dem Kind. Im besten Fall sorgt dieses emotionale Band für ein tiefes Gefühl der Sicherheit und des Schutzes beim Kind. Ist dies der Fall, dann wird von einer sicheren Bindung gesprochen, dazu aber im Verlauf dieses Beitrags mehr.

John Bowlby beschreibt in seiner Theorie die Bindung als ein gefühlvolles, unsichtbares Band zwischen Eltern und Kind. Die Qualität der Bindung hat eine enorme Bedeutung und Auswirkung auf die kindliche Entwicklung, aber auch auf das weitere Leben des Menschen.

Die Bindungstheorie ist in der Fachwelt anerkannt und wird als ein umfassendes Konzept der Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung bezeichnet. Wie sich die Bindung entwickelt und ausprägt, schauen wir uns gleich noch genauer an. Vereinfacht gesagt entwickelt sich die Bindung aus den individuellen sozialen Erfahrungen, welche der Mensch in der frühen Kindheit sammelt. Anhand der Theorie lassen sich Zusammenhängen  negativen Gefühlen, emotionaler Distanz, psychischer Probleme und der negativen Bindung und Trennung von relevanten Bindungspersonen in der frühen Kindheit beschreiben

Es gibt weitere Theorie mit ähnlichem Inhalt, beispielsweise das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung die 10 Maxime der Realitätsverarbeitung oder die Personenzentrierte Theorie, wenn dich das Thema interessiert, schau doch auch dort einmal vorbei.

Es gibt weitere Theorie mit ähnlichem Inhalt, beispielsweise das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung die 10 Maxime der Realitätsverarbeitung oder die Personenzentrierte Theorie, wenn dich das Thema interessiert, schau doch auch dort einmal vorbei.

Wie entsteht eine Bindung laut Bindungstheorie?

Laut Bindungstheorie hat ein Kind bei Geburt keine ausgeprägte emotionale Bindung zu seinen Mitmenschen. Das Kind erkennt dabei aber vor allem die Stimme der Mutter, diese ist ihm aus der Schwangerschaft vertraut. Später kommt auch die Stimme des Vaters und der Geruch beider Elternteile hinzu. Das Neugeborene ist nach der Geburt hilflos und auf Fürsorge und Hilfe der Mitmenschen angewiesen. Das Kind orientiert sich daher schon stark an den Menschen die sich um es kümmern. Sehr rasch entwickelt sich laut Bindungstheorie so eine emotionale Bindung. Die Eltern haben in der Regel eine intuitiv und biologisch verankerte Bindung, diese Disposition führt dazu, dass sie eine starke emotionale Bindung zum Kind verspüren und es fürsorglich umsorgen. Die Erfahrungen im ersten Lebensjahr sind elementar für die Bindung.

Durch intuitive Verhaltensweisen fordert das Kind im ersten Lebensjahr die Bedürfnisbefriedigung ein. Das passiert ganz klassisch durch schreien, weinen oder klammern. Dies ist die einzige Möglichkeit des Neugeborenen zu kommunizieren und auf sich aufmerksam zu machen, zum Beispiel bei Hunger, Angst, Durst, Müdigkeit, Trauer und so weiter. Das Kind nutzt diese Art der Kommunikation um einen Menschen auf sich und das eigene Bedürfnis aufmerksam zu machen. Dies nennt sich auch das Bindungsverhalten. Auch Kinder nach dem ersten Lebensjahr wenden dieses Bindungsverhalten aktiv an um sich Zuwendung, Geborgenheit und vor allem emotionale Sicherheit und Schutz bei den Bezugspersonen einzuholen. 

Die Eltern reagieren in der Regel auf diese Bindungsverhalten des Kindes intuitiv richtig. Sie müssen keinen Kurs dafür absolvieren oder es mühsam erlernen. Wenn das Kind Angst hat und schreit, dann weiß die Mutter oder der Vater, was zu tun ist. Das Kind wahrnehmen, es auf den Arm nehmen und mit sanfter Stimme beruhigen. Dieses Pflegeverhalten der Eltern wird als intuitives Elternprogramm betitelt. 

Für die Entwicklung einer sicheren und stabilen Bindung sind die gesammelten Erfahrungen in der frühen Kindheit elementar. Erfährt und verinnerlicht das Kind, dass in den relevanten Momenten des Lebens auf das gezeigte Bindungsverhalten reagiert wird (durch Pflegeverhalten der Eltern), dann verspürt es Sicherheit und Schutz. Irgendwann weiß das Kind unbewusst, dass es sich verlassen kann, es entwickelt sich ein tiefes Sicherheitsgefühl, die Grundlage für späteres Explorationsverhalten. 

Es ist also elementar wichtig, dass die Hauptbezugspersonen (in der Regel die Eltern) das Kind in den Bedürfnissen wahrnehmen, diese erkennen und ihm Schutz und Sicherheit durch Bedürfnisbefriedigung bieten. Durch diese positive Interaktion in den ersten Lebensjahren festigt sich eine sichere Bindung und eine vertrauensvolle Beziehung.

Phasen der Bindung - die 4 Entwicklungsphasen

Die Entwicklung der Bindung durchläuft laut John Bowlbys Bindungstheorie insgesamt vier Phasen. Die sogenannten Entwicklungsphasen der Bindung. Das Bindungsverhalten des Kindes wird dabei unterschiedlich ausgelebt, entwickelt sich weiter und wird komplexer. Die Eltern reagieren mit dem sogenannten Pflegeverhalten. Schauen wir uns jetzt die 4 Entwicklungsphasen der Bindung an

Entwicklung der Bindung Phase 1

Vom 1. bis zum 3. Lebensmonat

In dieser ersten Phase zeigt der Säugling das Bindungsverhalten vor allem zur Befriedigung der grundlegenden und lebenswichtigen Bedürfnisse, wie Beispiel Hunger, Durst, Schlaf usw. Da der Säugling in dieser Lebensphase noch nicht in der Lage ist zu sprechen, werden diese Bedürfnisse durch weinen und schreien geäußert.
Zur Befriedigung der Bedürfnisse unterscheidet der Säugling in dieser Phase noch nicht zwischen vertrauten oder unbekannten Personen. Das vorrangige Ziel des Säuglings ist es zu überleben und die lebenswichtigen Bedürfnisse zu stillen. Die Aufgabe der Bindungspersonen (in der Regel die Eltern), ist es, diese Bedürfnisse ausnahmslos zu befriedigen und zu stillen. So lernt das Kind schon langsam, dass es sich auf Mitmenschen und die Umwelt verlassen kann und nicht im Stich gelassen wird. Eine unfassbar wichtige Erfahrung in der Entwicklung der Bindung.

Entwicklung der Bindung Phase 2

Vom 3. bis zum 6. Lebensmonat

Langsam fängt der Säugling an zwischen vertrauten und unbekannten Personen zu unterscheiden. Das Bindungsverhalten richtet sich also auf ausgewählte Personen, tendenziell am ehesten auf die Mutter. Dennoch ist es auch noch möglich, dass fremde Personen das Kind trösten und hochheben dürfen. Auch in dieser Phase ist es unheimlich wichtig, dass die Bindungspersonen auf das Bindungsverhalten des Kindes ausnahmslos mit Pflegeverhalten reagieren.

Entwicklung der Bindung Phase 3

Vom 6. Lebensmonat bis zum 3. Lebensjahr

Das Bindungsverhalten des Kindes erweitert sich enorm. Das Kind lernt laufen und wird mobil, es lernt zu sprechen und differenzierter zu kommunizieren. Dadurch ergibt sich eine ganz andere Qualität an Bindungserfahrungen die gesammelt werden können. Das Kind nimmt gezielt Blickkontakt zu vertrauten Personen auf und sucht die Nähe der Bindungspersonen. Auch in dieser Phase ist das Pflegeverhalten der Bindungspersonen enorm wichtig für die Entwicklung einer sicheren Bindung.
Das Kind ist aber zu teilen auch schon selbst in der Lage grundlegende eigene Bedürfnisse selbst zu befriedigen. Beispielsweise muss ein dreijähriges Kind nicht durchgehend gefüttert werden und es ist auch in der Lage sich selbst etwas zu trinken zu holen. In dieser Phase stellen die Bindungspersonen einen sicheren Hafen dar und bieten Schutz, immer wenn das Kind dieses braucht. Beispielsweise steht in dieser Lebensphase häufig die Eingewöhnung in der Kita an, hier spielen die Erkenntnisse der Bindungstheorie eine große Rolle. Hier kommst du zu einem ausführlichen Beitrag zur Eingewöhnung, dem Berliner Modell und der Wichtigkeit von Bindungsverhalten und Pflegeverhalten in der Eingewöhnungszeit.

Entwicklung der Bindung Phase 4

Beginnt ab dem 4. Lebensjahr

Das Kind kann in dieser Lebensphase auf immer mehr Kompetenzen und Fähigkeiten zurückgreifen und lernt auch die Emotionen und Motive der Mitmenschen langsam einschätzen und nachvollziehen zu können. Es entwickelt sich die Empathie, das Kind lernt, dass auch die Bindungspersonen eigenständige Personen mit ganz eigenen individuellen Bedürfnissen sind, sie haben nicht mehr nur die Rolle der Mutter oder des Vaters. Die Beziehung und Bindung zwischen Kind und Erwachsenen wird dadurch deutlich komplexer

Warum ist eine sichere Bindung so wichtig?

Die Wissenschaft ist sich einig, dass eine sichere Bindung von großer Bedeutung für die kindliche Entwicklung ist. Eine sichere Bindung wirkt sich positiv auf das Erleben und die inneren Gefühle des Menschen aus und kann zu einer höheren psychischen Widerstandsfähigkeit (also der Resilienz) führen.

Es wurde beobachtet, dass Personen mit sicherem Bindungstyp ein ausgeprägteres Selbstwertgefühl und konstruktive Problem- und Konfliktlösefähigkeiten besitzen. Für die psychische Gesundheit und die Identitätsentwicklung ist eine sichere Bindung also eine wichtiges Fundament.

Wie wir in einem vorherigen Kapitel gelernt haben, ist die Entwicklung der Bindung abhängig von dem Pflegeverhalten der Bindungspersonen dem Kind gegenüber, also ob sie diesem mit Fürsorge und Geborgenheit entgegentreten. Das bedeutet aber auch nicht, dass ein Kind überbehütet und dauerbeschützt werden muss für eine sichere Bindung. Freiraum und Entfaltungsmöglichkeiten sind ebenso wichtig, damit ein Kind die Umwelt eigenständig auskundschaften und erleben kann. Wichtig dabei ist, dass das Kind bei gefühlter Bedrohung, Gefahr oder Angst weiß, dass es bei seinen Bindungspersonen Schutz und Sicherheit erfährt und diese zur Verfügung stehen. Dieses eigenständige Auskundschaften des Kindes wird auch als Explorationsverhalten bezeichnet.

Aufgrund der individuellen sozialen Bindungserfahrungen ist jede Bindung individuell. John Bowlby hat dennoch 4 Bindungstypen kategorisiert, dazu im nächsten Kapitel aber mehr. 
Wie wir bisher gelernt haben, ist die Bindung unter anderem abhängig von den Erfahrungen des Bindungsverhaltens und dem reagierenden Pflegeverhalten der Bindungspersonen. Es gibt jedoch noch weitere Faktoren, welche die Bindung beeinflussen, beispielsweise Einflussfaktoren aus der Umwelt und natürlich die Individualität des Menschen an sich (Charakter, Genetik, Behinderung, Krankheiten usw.). Mary Ainsworth hat John Bowlbys Bindungstheorie und die Kategorisierung wissenschaftlich untersucht und somit die Einteilung in die 4 Bindungstypen belegt. Dieses wissenschaftliche Experiment ist unter dem fremde Situationstest zu finden (engl. strange situation) bekannt. Bei diesem Experiment wurde das Verhalten von 12-18 Monate alte Kleinkindern beobachtet, wenn in einer für sie fremden Umgebung ihre Bindungsperson den Raum verlässt. 

Die 4 Bindungstypen der Bindungstheorie

Sicherer Bindungstyp - das sicher gebundene Kind

Bei dem sicheren Bindungstyp verfügt das Kind über eine innere Zuversicht und ist sich sicher, dass die Bindungspersonen (in der Regel die Eltern) zur Verfügung stehen und Sicherheit und Schutz bieten. Das Kind kommt gar nicht ernsthaft auf die Idee, dass es anders sein könnte. Es ist ein Urvertrauen vorhanden.
Der sichere Bindungstyp entsteht vor allem durch ein vorhersehbares, klares, verlässliches und nachvollziehbares Pflegeverhalten der Bindungspersonen gegenüber des Kindes.

Das Kind lernt Situationen und vermeintliche Gefahren einzuschätzen und gewinnt an Selbstsicherheit, Sicherheit und Selbstwirksamkeit. Es wird Sicherheit und Vertrauen vermittelt. Dieses innere Gefühl verfestigt sich und ist auch in der Jugend und im Erwachsenenalter vorhanden. Das bedeutet aber nicht, dass sicher gebundene Kinder nicht weinen und immer sicher sind in fremden Situation. Ein sicher gebundenes Kind wird vermutlich in fremden und für ihn überfordernden Situationen dennoch weinen.

Beispielsweise beim ersten Kindergartentag, wenn die Eltern das erste mal die Einrichtung verlassen und das Kind „alleine“ ist. Das sicher gebundene Kind kann eigene Gefühle angemessen zeigen, aber auch Trost annehmen. Kommt die Bindungsperson wieder, wird das Kind mit diesem Bindungstyp diese freudig begrüßen.

Unsicher vermeidender Bindungstyp

Dieser Bindungstyp ist von Unsicherheit und Vermeidung geprägt. Kommt es zu einer Trennung oder vermeintlichen Gefahr für das Kind (beispielsweise Eingewöhnung Kita), dann zeigt es sich äußerlich unbeeindruckt. Das Kind fängt also nicht an zu weinen oder zu schreien. Die Untersuchungen haben aber gezeigt, dass Kinder dieses Bindungstyps dennoch unter starken Stress leiden (wurde anhand von Messungen des Stresshormons über den Speichels gemessen). Kinder dieses Bindungstyps haben als Stresskompensation einfach weiter gespielt und so getan als wäre nichts passiert, vermutlich aus Überforderung. Diese Kinder zeigen also die eigentlichen Gefühle und den starken Stress nicht nach außen. 
In Ainsworth wissenschaftlichem Experiment zeigte sich, dass die Kinder des unsicher vermeidenden Bindungstyps auch bei Rückkehr der Bindungsperson keine wirkliche Reaktion zeigten, sie schienen diese gar nicht wahrzunehmen. Die Kinder zeigten also ein Muster von Beziehungsvermeidung zu den ihnen nahestehenden Personen. Als ein Grund für diesen Bindungstyp wird häufige Zurückweisung in der frühen Kindheit angegeben. 

Unsicher ambivalenter Bindungstyp

Ambivalenz bedeutet soviel wie Zerrissenheit. Dies zeichnet auch die Kinder des unsicher ambivalenten Bindungstyps. In den Untersuchungen zeigte sich, dass Kinder in fremden Situationen sehr ängstlich, unsicher und massiv abhängig von den Bindungspersonen auftraten. Kam es zur Trennung, dann belastet dies Kinder dieses Bindungstyps extrem, häufig kommt es aber auch schon kurz vor Trennungssituationen zu starken Verlustängsten mit starken Reaktionen (beispielsweise wenn das Kind weiß, dass Mama oder Papa gleich die Kita verlässt). Es wird dann vieles versucht, dass es nicht zu einer Trennung kommt. Das Kind mit unsicher ambivalenter Bindung zeigt hier aber auch sprunghafte Reaktionen, von starkem klammern, bis hin zu Aggressionen, Schlägen, kratzen, aber auch ein kurzzeitiges Desinteresse oder ignorieren ist möglich. Das Bedürfnis des Kindes ist klar; keine Trennung! Das Verhalten des Kindes ist uneindeutig. Das Explorationsverhalten (also das eigenständige Entdecken der Umwelt) ist häufig sehr eingeschränkt bei diesem Bindungstyp.
Dieser Bindungstyp entsteht laut Bindungstheorie, wenn die Bindungsperson in der frühen Kindheit häufig ebenfalls total ambivalentes Pflegeverhalten gezeigt hat und nicht nachvollziehbar und für das Kind logisch handelte. Zwischen starker Nähe und Bedürfnisbefriedigung und starker Abweisung. Kinder dieses Bindungstyps reagieren bei Rückkehr der Bindungspersonen ebenfalls ambivalent, mal stark klammernd, mal aggressiv und mal abweisend oder ignorierend.

Desorganisierter Bindungstyp

Dieser Bindungstyp ist der besorgniserregendste. Die Kinder mit einer desorganisierten Bindung zeigen völlig unerwartete und nicht nachvollziehbare Verhaltensweisen, vor allem in Trennungssituationen. Diese Verhaltensweisen lassen sich kaum zuordnen. Dazu gehören Verkrampfungen, Erstarrungen einzelner Körperteile, erstarrt Gesichtsausdrücke, plötzliches auf den Boden fallen lassen, bis hin zu Zuständen, in denen sie gar nicht mehr ansprechbar sind.
Dieser Bindungstyp ist dadurch geprägt, dass das Kind die Beziehung zu der Bindungsperson als sehr bedrohlich und gefährlich erlebt. Das kann die Folge von traumatischen Erlebnissen sein, beispielsweise wenn die Bindungsperson an einer schwerwiegenden psychischen Erkrankung leidet (Schizophrenie, Suchterkrankung usw.) und diese Problematiken, unverarbeiteten Konflikte und Gefühle zum Bestandteil der Bindung und Beziehung zwischen Elternteil und Kind werden. Das Kind hat keine Bedürfnisbefriedigung erlebt, hat tief verinnerlicht, dass es keinen Schutz und Sicherheit erfährt und von der Bindungsperson mehr Gefahr als Fürsorge ausgeht. Das Kind kann so natürlich keine sichere Bindung aufbauen, die Folgen können bis ins Erwachsenenalter sehr schwerwiegend sein.

Insgesamt sollte die sichere Bindung angestrebt werden. Aber auch die unsicher vermeidende Bindung und die unsicher ambivalente Bindung sind kein Grund zu Sorge oder Panik und häufig noch völlig im Rahmen. Kritisch und besorgniserregend ist der Bindungstyp der desorganisierten Bindung.

Wofür ist Bowlbys Bindungstheorie in der Praxis gut?

Das Wissen über die Inhalte der Bindungstheorie kann pädagogischen Fachkräften sehr weiterhelfen. Die Bindungstheorie wird als eine Grundlagentheorie in der Pädagogik und Psychologie angesehen. Vor allem gibt sie für den Bereich der Kita einen Aufschluss über das soziale Verhalten und Erleben von Kindern, ganz besonders in Trennungssituationen wie der Eingewöhnung. Betrachtet man die Entwicklungsphasen der Bindungstheorie und die 4 Bindungstypen, dann lassen sich darauf Handlungsmöglichkeiten ableiten.
Die Bindung in Bezug auf das Verhalten und Erleben des Kindes hat immer mit Gefühlen von Sicherheit und Unsicherheit zu tun.
Ein Kind welches bei der Trennung weint, ist nicht automatisch auffällig, der Blick sollte immer individuell stattfinden. Auch helfen die Erkenntnisse bei Elterngesprächen und Entwicklungsgesprächen, besonders bei Anzeichen einer Desorganisierten Bindung sollte genauer hingeschaut werden.

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