10 Maxime der produktiven Realitätsverarbeitung Hurrelmann

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Die 10 Maxime der produktiven Realitätsverarbeitung wurden von Klaus Hurrelmann entwickelt. Klaus Hurrelmann Konzept befasst sich vor allem mit der Identitätsentwicklung von jungen Menschen. Die produktive Realitätsverarbeitung und ihre 10 Maxime sind also für die Pädagogik und Psychologie interessant, vor allem für Erzieher und Erzieherinnen, die mit Jugendlichen arbeiten. In diesem Beitrag werden die 10 Maxime nach Hurrelmann einfach erklärt und dargestellt. Ideal für die Erzieherausbildung, für das Pädagogikabitur, die soziale Arbeit und vieles mehr. Viel Spaß!

Inhaltsverzeichnis

Worum geht es bei Hurrelmanns 10 Maximen der produktiven Realitätsverarbeitung?

Prof. Dr. Klaus Hurrelmanns Theorie der produktiven Realitätsverarbeitung befasst sich vor allem mit der Identitätsentwicklung junger Menschen. Die Inhalte sind also vor allem für die Arbeit mit Jugendlichen interessant. Unter Maximen versteht man quasi Grundaussagen und Grundregeln. Die 10 Maxime beinhalten also Grundaussagen über die Identitätsentwicklung Realitätsverarbeitung, mit dem Fokus auf junge Menschen. 

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1. Maxime: Persönlichkeitsentwicklung im Wechselspiel von Anlage und Umwelt

Als Anlage werden dabei genetische Ausstattungen verstanden, also das was der Mensch biologisch mitbringt. Dazu zählt beispielsweise das Geschlecht, die körperliche Verfassung, Intelligenz, Persönlichkeitseigenschaften und so weiter. Die Umwelt kann unter anderem in das Physische und in das Soziale aufgeteilt werden. Dazu zählt beispielsweise die Familie, die Freunde, die Wohnsituation, die finanziellen Möglichkeiten, aber auch die Gesellschafts- und Politikform.
Ein Mensch welcher gerade in der Ukraine oder in Russland aufwäschst ist von ganz anderen Gegebenheiten umgeben als ein Mensch der in Deutschland aufwächst.

Diese Maxime ist beispielsweise sehr interessant wenn man auf das Geschlecht schaut. Ein Mensch kann das biologische weibliche Geschlecht haben, dennoch spielt die Umwelt eine große Rolle. Wie wird das weibliche Geschlecht in der Umwelt, in der Umgebung gesehen, was wird erwartet? Gibt es No gos für Mädchen und Frauen in der Gesellschaft? All das prägt die Identitätsentwicklung des Menschen.

Wie groß der jeweilige Einflussfaktor von Anlage und Umwelt ist, ist nicht geklärt. Teilweise wird von einer 50 / 50 Aufteilung gesprochen, diese Aussagen werden aber kritisiert. Wahrscheinlich ist die Aufteilung gar nicht zu erfassen und hoch individuell.

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2. Maxime: Sozialisation ist die dynamische und produktive Verarbeitung der inneren und äußeren Realität

Mit dieser Maxime ist gemeint, dass sich das Individuum mit sich selbst beschäftigt, sich selbst kennenlernt und auch die Veränderungen (beispielsweise die der Pubertät). Gleichzeitig passt der Mensch dabei diese erlangte Bewusstsein seiner selbst auch auf die äußeren Umstände.
Die innere und äußere Realität wirkt sich auf die Identitätsentwicklung aus, dies wird auch als Sozialisation bezeichnet. Die Persönlichkeit wird strukturiert.

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3. Maxime: Jugendliche sind schöpferische Konstrukteure ihrer Persönlichkeit

Der jugendliche Mensch ist aktiv und selbstverantwortlich und nimmt so aktiv Einfluss auf die eigene Lebensführung und die eigene Entwicklung seiner Persönlichkeit.
Es findet eine Auseinandersetzung mit dem Wandel der Gesellschaft statt. Jugendliche reagieren auf kulturelle, soziale und ökonomische Veränderungen.

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4. Maxime: Ich-Identität entsteht aus der Synthese von Individuation und Integration

Als Individuation wird der Prozess des Aufbaus der Persönlichkeit bezeichnet. Als Integration ist in diesem Zusammenhang die Verbindung von der individuellen Persönlichkeit zur jeweiligen Gesellschaft gemeint.

Wer bin ich und wie passt dies zu der Gesellschaft? Wie kann ich mich einbringen? Wodurch kann ich mich abgrenzen? Möchte ich Teil der Gesellschaft sein? Möchte ich kein Teil sein?
Dieses Spannungsfeld zwischen Persönlichkeit in Abgleich mit der Gesellschaft wirkt sich maßgeblich auf den Menschen und die Entwicklung seine Identität aus. Es entscheidet über die Belastbarkeit und die Entfaltungsmöglichkeiten des Menschen. 

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5. Maxime: Sozialisationsprozess ist krisenhaft wenn Individuation und Integration nicht gelingen

Ganz besonders im Jugendalter kommt es in einem kurzen Zeitraum zu zahlreichen folgenreichen Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen im Leben des Menschen. Der Jugendliche muss diese bewältigen, es entsteht ein starker Entwicklungsdruck. Für die Bewältigung müssen Kompetenzen entwickelt werden, die sogenannten Bewältigungskompetenzen. Können die Entwicklungsaufgaben nicht bewältigt werden besteht die Gefahr für eine Krise mit möglicherweise gesundheitlich und psychische Problematiken.

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6. Maxime: Zur Bewältigung im Jugendalter ist die Unterstützung der wichtigsten Bezugsgruppen notwendig

Der Jugendliche braucht für die Bewältigung der eben beschriebenen Individuations- und Integrationsanforderungen Unterstützung aus dem Umfeld. Individuation umfasst, wie wir eben gelernt haben, die Ausbildung der Persönlichkeit, die Integration umfasst die Verbindung der eigenen Persönlichkeit mit der Gesellschaft. Es wird davon gesprochen, dass dies keine freiwillige Entscheidung ist, sondern immer geschieht und daher gewisse Anforderungen gestellt werden. In der Gesellschaft gibt es widersprüchliche Anforderungen, nicht alles ist eindeutig, man spricht hier auch von Ambiguität. Um dies aushalten zu können, ist die soziale Unterstützung durch Bezugspersonen, aber auch durch Bezugsgruppen der Gesellschaft notwendig. Dabei sollten Hilfestellungen zur Selbstorganisation gegeben werden.

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7. Maxime: Ergänzende Impulse kommen von Schulen, Ausbildungsstätten und Medien.

Diese werden auch als Sozialisationsinstanzen bezeichnet und spielen in der Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung des Menschen eine große Rolle.  Neben der Schule, den Ausbildungsstätten und den Medien gibt es weitere Sozialisationsinstanzen, beispielsweise die Familie als sogenannte primäre Sozialisationsinstanz. In der Jugend und vor allem in der Pubertät gewinnen die Peer Groups (also ganz klassisch der Freundeskreis) immer mehr an Bedeutung, diese werden als sekundäre Sozialisationsinstanzen bezeichnet. Die Handlungsspielräume des Menschen dürfen dabei insgesamt nicht zu eng, aber auch nicht zu weit gefasst werden.

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8. Maxime: Jugend ist eine eigenständige Lebensphase.

Die Jugendphase wird als eine eigene unverwechselbare Phase im Lebenslauf des Menschen betrachtet mit einer großen Eigenbedeutung im Leben jedes Menschen. Die Jugendphase wird grob mit dem Altersbereich zwischen 13 und 20 Jahren beschrieben.

8 Maxime der Theorie von Hurrelmann

9. Maxime: Hoch entwickelte Gesellschaften führen zu sozialem Wandel und Vielfalt.

Die Vielfalt und Diversität nimmt in modernen Gesellschaften immer weiter zu. Dies führt in seinem Ergebnis auch zur Spaltung der individuellen Lebenswelten. Man kann schon lange nicht mehr von dem einen Lebensweg sprechen. Die Lebenswege, die Lebensumstände und Möglichkeiten sind vielfältig und extrem individuell. Das hat zur Folge, dass es auch unzählige unterschiedliche Aufgaben, Hürden, Herausforderungen und Bewältigungsansprüche für den Menschen gibt. Vor allem in der Jugend ist dies der Fall. Etwa 1/3 der Menschen weisen einen Migrationshintergrund auf, etwa 20% der Menschen kommen aus einer sozioökonomisch schwachen Schicht. Das bedeutet, sie leben in Armut oder sind
ganz akut davon bedroht.

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10. Maxime: Das Geschlecht prägt die Bewältigung der Entwicklungsaufgaben

Klaus Hurrelmann weist auf Geschlechtsunterschiede hin. Das Geschlecht wirkt sich auf die Identitätsentwicklung und auf die Entwicklungsaufgaben des Menschen aus. Hurrelmann spricht dem weiblichen Geschlecht bessere Chancen für eine produktive Bewältigung der Entwicklungsaufgaben der Jugend zu. Als ein Grund wird dabei genannt, dass Mädchen tendenziell flexiblere Bewältigungsverhaltensweisen zeigen als Jungs.

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Übersicht über die 10 Maxime nach Hurrelmann

Übersicht 10 Maxime Hurrelmann

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