Waldorfpädagogik – Rudolf Steiner und seine Pädagogik

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Die Waldorfpädagogik wurde von Rudolf Steiner entwickelt und stellt einen pädagogischen Ansatz dar. Die Waldorfpädagogik ist weltweit verbreitet und findet vor allem in sogenannten Waldorfschulen und Waldorfkindergärten Anklang. In diesem Beitrag schauen wir uns an, was die Waldorfpädagogik eigentlich genau ist und welches Ziel Rudolf Steiner mit seinem pädagogischen Ansatz verfolgt hat.

Inhaltsverzeichnis

Waldorfpädagogik nach Steiner - Die Entstehung

„Das Kind in Ehrfurcht empfangen, in Liebe erziehen und in Freiheit entlassen.“

Das ist ein Zitat von Rudolf Steiner, dem Begründer der Waldorfpädagogik. Die Waldorfpädagogik wird zur Reformpädagogik gezählt. Die Reformpädagogik umfasst pädagogische Ansätze, welche bestehende klassische Bildungs- und Pädagogiksystem umstrukturieren und neu denken wollten.

Der Name Waldorfpädagogik hat nichts mit dem Wald zu tun und somit auch nichts mit der Waldpädagogik. Zur Waldpädagogik findest du HIER einen gesonderten Beitrag. Der Name stammt von dem Unternehmer Emil Molt, welcher Rudolf Steiner damit beauftragte, eine Schule für die Kinder der Arbeiter seiner Fabrik der „Waldorf Astoria“ Zigarettenfabrik zu gründen. Rudolf Steiner konzipierte und gründete 1919 konzipierte die erste Waldorfschule in Stuttgart. Es gibt verschiedene Einrichtungen, welche den pädagogischen Ansatz nach Steiner verfolgen. Am bekanntesten sind die Waldorfschulen und Waldorfkindergärten. Insgesamt gibt es in Deutschland knapp 580 Waldorfkindergärten und 230 Waldorfschulen. Die Grundidee hinter Waldorfpädagogik war es, eine soziale Gerechtigkeit im Bildungswesen zu ermöglichen. Das Recht auf Bildung hatten alle Personen, unabhängig von sozialer Herkunft, ihrer Begabung und der individuellen Berufswünsche.

Waldorfpädagogik Steiner

Das Bild vom Kind in der Waldorfpädagogik

Das Kind wird als noch nicht erwachsen angesehen. Das Kind muss sich also weiter
entwickeln, damit es seine Funktion im Sinne der Gesellschaft abrufen und einbringen kann. Dem generellen Menschenbild und dem Bild vom Kind liegt die anthroposophische Annahme zu Grunde, dass der Mensch aus drei Teilen besteht; dem Leib, der Seele und dem Geist.

Der Mensch ist für sein Leben, sein eigenes Schicksal und damit auch für die Gestaltung dessen selbst verantwortlich. Es wird davon ausgegangen, dass das Kind die Welt kennenlernen und begreifen will. Ziel dabei ist es, dass das Kind seine Lebenswelt versteht, sie als sinnhaft erlebt und in ihr handeln kann, dieses Bedürfnis nennt man auch das Bedürfnis nach Kohärenz bzw. Das Schaffen eines Kohärenzgefühls. Die Entwicklung des Kindes wird in drei Altersbereiche aufgeteilt, die sogenannten Jahrsiebte.

Waldorfpädagogik

Das erste Jahrsiebt in der Waldorfpädagogik

Das erste Jahrsiebt umfasst das Alter von 0 bis 7 Jahren. Die Hauptaufgabe in diesem Jahrsiebt liegt in der körperlichen Ausbildung des Menschen. In keinem Altersabschnitt kommt es zu einem so großen körperlichen Wachstum, wie in diesen 7 Jahren. Nicht nur der physische Körper wächst. Vor allem die Umwelt und Umgebung des Kindes wirkt sich auf die Entwicklung aus, das Kind ist sehr stark mit der Umwelt verbunden. Das Erleben und das Spiel ist in dieser Phase besonders
Fantasiegebunden. Das Kind formt und entwickelt sich durch die Nachahmung seiner Vorbilder

Das zweite Jahrsiebt in der Waldorfpädagogik

Das zweite Jahrsiebt umfasst den Altersbereich von 7 bis 14 Jahren. Die Komponente der Fantasie im Erleben und Spiel nimmt in dieser Phase ab, ist aber dennoch vorhanden. Der physische Wachstum geht weiter, nimmt aber vergleichsweise zum ersten Altersbereich deutlich ab. Die Umwelt und Außenwelt spielt weiterhin eine große Rolle, wird aber nicht mehr ungefiltert aufgenommen. Das Kind lernt durch Empfindungen, es gibt Platz für Gewohnheiten, Gewissen, Gedächtnis und Temperament. Das Kind ist in dieser Phase sehr neugierig und wissbegierig. Kinder wollen sich auf eine andere und bewusstere Art und Weise ihrer Umwelt nähern.

Das dritte Jahrsiebt in der Waldorfpädagogik

Das Kind / der Jugendliche entwickelt ein neues Verhältnis zur Umwelt und Umgebung. Aus dem Wissen wird langsam die Einsicht. Das Kind / der Jugendliche sieht die Welt als wahr an und entwickelt Urteile und Bewertungen (diese sind zu Beginn noch häufig einseitig). Die Entwicklung bildet sich weiter aus, häufig in schnellen Schritten die das Kind / den Jugendlichen häufig noch verunsichern; Bewusstseinsimpulse, eine kritische Distanz, die Meinung anderer und die eigenen Wünsche wechseln sich in großer Geschwindigkeit ab und können verunsichern.

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Weitere Infos zu den Jahrsiebten in der Waldorfpädagogik

In diesen jeweiligen drei Jahrsiebten gibt es besondere spezielle Entwicklungsaufgaben für den Menschen. Diese Entwicklungsaufgaben durchläuft der Mensch um zu einer erwachsenen Person zu werden. Die pädagogische Fachkraft kann die Aufgaben der sogenannten Jahrsiebte förderlich unterstützen und zur Entwicklung konstruktiv beitragen. Dabei wird zwischen dem Stellen von Grenzen und der Ermöglichung von Freiheiten abwogen. Dabei wird über das ‚Warum?‘ von etwas gesprochen, Konflikte werden als wichtig und teilweise notwendig betrachtet. Erst durch diese Konflikte lernen junge Menschen ihre eigene Meinung zu formulieren und auszubilden: Was will ich? Was denke ich? Warum will ich etwas? Erwachsene Personen sollte das grundlegende Interesse, die Neugierde und die Positivität förderlich und authentisch begleiten.

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Rolle der Fachkraft in der Waldorfpädagogik

Wie schon erwähnt, ist der Grundgedanke, dass der Mensch hinsichtlich seiner Umwelt und Lebenswelt denken, fühlen und begreifen will. Um die Jahrsiebte zu begleiten, die Grundgedanken zu berücksichtigen und dem Menschen zur Bildung zu verhelfen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten in der Waldorfpädagogik. Häufig sind Angebote, Projekte und Ansätze handwerklich und naturverbunden. In der Waldorfpädagogik wird fest davon ausgegangen, dass das Kind vor allem durch Nachahmung von Vorbildern lernt und nicht durch Belehrung und Strafen. Es ist also super wichtig, dass die Erwachsenen sich ihrer Vorbildfunktion sehr bewusst sind.

Der methodisch didaktische Ansatz ist häufig lebenspraktisch und lebensnah. Kinder helfen Erwachsenen in alltäglichen Dingen, in diesen Lernen sie die relevanten Dinge des Lebens, sie sammeln Eindrücke und Erfahrungen, gleichzeitig können so soziale Werte und Normen (wie kommunikative Kompetenzen und Teamfähigkeit gefördert werden). Es gibt häufig eine Verknüpfung zwischen Natur, Lebenspraxis und Lerninhalten. Tragende Elemente sind also die Nachahmung, außerdem der Rhythmus (feste Rhythmen im Tages- und Wochenablauf und Bezug zu den Jahreszeiten), die Wiederholungen und die künstlerisch-musische Erziehung. Dazu zählt die Eurythmie. Zur Eurythmie zählt das häufig vorurteilsbehhaftete Namentanzen. Die Eurythmie wird als anthroposophische Bewegkunst bezeichnet und dient der künstlerisch-musischen Erziehung.

10 Ziele und Grundsätze in der Waldorfpädagogik

Bei all den vorgestellten Inhalten zur Waldorfpädagogik muss jedoch betont werden, dass die einzelnen Einrichtungen mit ihren Ansätzen und Konzepten sehr individuell sind und es kein einheitlich starres Konzept gibt, welches sich in allen Waldorfeinrichtungen identisch wiederfindet.

Es gibt 10 Ziele und Grundsätze. Es sollen folgende Punkte beim Menschen gestärkt werden:

  • die Persönlichkeit
  • das Bewusstsein der eigenen Lebensideale
  • die sozialen Kompetenzen
  • die freie Urteilsfähigkeit
  • die Fantasie- und Initiativkraft
  • die ganzheitliche Gesundheit
  • das Verantwortungsbewusstsein für sich und für andere
  • die Weltoffenheit
  • das Interesse an den Fragen und Nöten dieser Zeit
  • die Team- und Kooperationsfähigkeit

Material und Raumgestaltung in der Waldorfpädagogik

Den Materialien und der Raumgestaltung wird in der Waldorfpädagogik eine besondere Bedeutung beigemessen. Steiner war der festen Auffassung, dass sich die Umgebung und somit auch der Raum maßgeblich auf das Kind auswirkt. Daher müssen die Räume so konstruiert werden, dass sie das Kind in der Entwicklung unterstützen und fördern. Es wird auf die bauliche Ästhetik geachtet (Raumecken, Deckenhöhe usw.) und auf Licht, Farben und verwendete Baustoffe und Bauelemente. Häufig sind die Räume sehr naturverbunden, es wird also häufig Holz oder natürlich Stoffe verwendet. Auch die Spielmaterialien bestehen aus Naturmaterialien, wie beispielsweise Holz, Filz, Wollte usw. Sie sind oft ungegenständlich, dem Kind soll nicht zu viel vorgefertigt und vorgegeben werden. Das Ziel dabei ist die Naturverbundenheit und die Förderung der Kreativität.

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