Interrollenkonflikte und Intrarollenkonflikte entstehen durch die soziale Rolle eines Menschen in sozialen Gefügen. Das klingt erst einmal sehr kompliziert, ist es aber gar nicht! In Diesem Beitrag schauen wir uns an, was eine soziale Rolle ist, was Interrollenkonflikte und Intrarollenkonflikte genau sind, wie sie entstehen und was dagegen getan werden kann. Das ganze wird möglichst einfach anhand eines praktischen Beispiels dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine soziale Rolle?
Bevor wir uns mit dem Interrollenkonflikt und dem Intrarollenkonflikt beschäftigen, ist es wichtig zu verstehen, was eine soziale Rolle ist.
Als eine soziale Rolle versteht man die Summe der von einer Person erwarteten
Verhaltensweisen, welche auf das Verhalten anderer Personen abgestimmt ist. Eine soziale Rolle ist von anderen sozialen Rollen abzugrenzen, das bedeutet dass jede Rolle eigene Rechte und Pflichten umfasst. Als Beispiel lässt sich die Lehrerrolle und die Schülerrolle nennen. Dennoch ist eine Rolle auf die Rollen anderer Personen abgestimmt, teilweise sogar angewiesen. Ein Beispiel hierfür ist die Elternrolle und die Kindrolle, oder auch hier die Lehrerrollle und die Schülerrolle. Außerdem besteht eine Rolle unabhängig von der Person welche die Rolle inne hat. Die Lehrerrolle weißt beispielsweise personenunabhängige Rechte und Pflichten aus. Für jede Rolle gibt es gewisse Erwartungen, welche an sie gestellt werden. In jeder Rolle gibt es aber einen gewissen Handlungsspielraum für die Person. Jeder Mensch hat mehrere Rollen im Laufe des Lebens. Manche freiwillig, manche unfreiwillig.

In der jeweiligen Rolle tritt der Mensch mit anderen in Beziehung. Je nach Kontext und Situation herrschen unterschiedliche Rechte, Pflichten und Erwartungen an die jeweiligen Rollen. Die Kenntnis der gegenseitigen Rollenerwartungen (also die eindeutige Klärung von Zuständigkeiten und Erwartungen) erleichtert den Umgang miteinander immens. Die Erwartungen, Rechte und Pflichten, welche eine Rolle mit sich bringt, kann zu Konflikten führen. Es wird zwischen zwei Arten unterschieden. Zum einen gibt es den Interrollenkonflikt und zum anderen den Intrarollenkonflikt.
Interrollenkonflikt einfach erklärt - Die Definition
Der Interrollenkonflikt stellt einen Rollenkonflikt dar, welcher aufgrund verschiedener
Rollen einer Person und widersprüchlicher Erwartungen an diese entsteht. Dieser Rollenkonflikt tritt vor allem dann auf, wenn eine Person in einer Situation zwei (oder noch mehr) Rollen gleichzeitig einnimmt.
Die Erwartungen, Rechte und Pflichten der Person sind also gar nicht (oder nur sehr schwer) unter den Rollen dieser Person vereinbar. In der Theorie klingt das komplex, anhand eines praktischen Beispiels ist das ganze besser zu verstehen.

Ein Beispiel für den Interrollenkonflikt
Sabine arbeitet in einem Kindergarten. Durch das anstehende Sommerfest und unerwartet viel organisatorischer Arbeit erwartet die Leitung der Einrichtung Mehrarbeit von ihrem Personal. Durch die Mehrarbeit kommt Sabine später nach Haus und kann weniger Zeit mit ihren Kindern verbringen.
Sabine steht einem Interrollenkonflikt gegenüber. In der Rolle als Erzieherin wird von ihr erwartet, dass sie sich mit Mehrarbeit an der Planung des Sommerfests beteiligt. In der Rolle als Mutter wird von ihren Kindern erwartet, dass sie Zeit mit ihnen verbringt. Die widersprüchlichen Erwartungen (Mehrarbeit vs. mehr Zeit mit Kindern) an diese beiden Rollen (Erzieherin vs. Mutter) stellen den Interrollenkonflikt dar.

Intrarollenkonflikt einfach erklärt - Die Definition
Der Intrarollenkonflikt stellt einen Rollenkonflikt dar, welcher aufgrund unterschiedlicher Erwartungen an eine Rolle einer Person entsteht. Es kommt also zu einem Konflikt innerhalb einer Rolle einer Person. Der Intrarollenkonflikt tritt häufig dann auf, wenn an die jeweilige Person andere Personen mit widersprüchlichen Erwartungen und Ansprüchen gestellt werden.
Auch das klingt in der Theorie wieder sehr komplex, schauen wir uns den Intrarollenkonflikt deshalb mal anhand eines Beispiels an.

Ein Beispiel für den Intrarollenkonflikt
Die Leitung des Kindergartens erwartet von Sabine, dass sie den Gruppenraum pünktlich aufgeräumt hat, damit der Kindergarten rechtzeitig schließen kann. Gleichzeitig erwarten einige Eltern beim Abholen ihres Kindes eine kurze Rückmeldung zum heutigen Tag. Sabine muss sich entscheiden, ob sie sich dafür Zeit nimmt und die Leitung enttäuscht oder ob sie die Eltern enttäuscht, dafür aber die Erwartungen der Leitung erfüllt. Sabine steht in ihrer Rollen als Erzieherin (aufgrund der widersprüchlichen Erwartungen an sie) vor einem Intrarollenkonflikt. Man könnte an dieser Stelle zusätzlich noch die Erwartungen von Sabines Kindern betrachten, diese wollen ja schließlich Mama-Zeit! Dann stände Sabine in einem Intrarollenkonflikt zwischen den Erwartungen ihrer Leitung, den Erwartungen der Eltern und den Erwartungen ihrer Kinder.

Lösung für Interrollenkonflikt und Intrarollenkonflikt?
Eine vollständige Aufhebung der Rollenkonflikte ist nicht möglich. Es können lediglich unterschiedliche Strategien zum Umgang entwickelt werden. Eine Möglichkeit besteht darin, sich bei dem Intrarollenkonflikt (also dem Konflikt innerhalb einer Rolle und widersprüchlichen Erwartungen an diese) auf einen Aspekt der Erwartungen zu konzentrieren.
Bei dem Interrollenkonflikt (also dem Konflikt aufgrund widersprüchlicher Erwartungen an verschiedene Rollen einer Person) kann sich die Person auf eine Rolle konzentrieren. Bei beiden Umgangsformen der Rollenkonflikte sollten die Konsequenzen gut durchdacht werden, immer unter Berücksichtigung der Folgen.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, mit Einschränkungen des Ergebnisse zu versuchen möglichst viele Erwartungen bestmöglich zu erfüllen.
Empfehlenswert ist vor allem aber die Kommunikation zwischen Rollenträger und der Person, welche die Erwartungen stellt. So kann es möglich sein, den Rollenkonflikt und die widersprüchlichen Erwartungen abzuschwächen. Teilweise ist auch eine Modifizierung der Erwartungen so möglich, dass es zu einem Kompromiss kommen kann.
In Sabines Beispiel mit dem Interrollenkonflikt und der Mehrarbeit aufgrund des Sommerfests, könnte eine Möglichkeit sein, dass Sabine die Mehrarbeit zu einer anderen Zeit leistet und somit nachmittags pünktlich zu ihren Kindern kann.