Erlebnispädagogik – Definition, Ziele und Phasen

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Die Erlebnispädagogik stellt einen relevanten Teilbereich der Pädagogik dar und grenzt sich zu anderen pädagogischen Ansätzen und Strömungen ab. Was die Erlebnispädagogik genau ausmacht, welche Definition es gibt, welche Ziele sie verfolgt und welche Phasen die Erlebnispädagogik durchläuft, wollen wir uns in diesem Beitrag einmal genau anschauen.

Inhaltsverzeichnis

Definition für die Erlebnispädagogik

Eine einheitliche Definition für die Erlebnispädagogik zu finden ist gar nicht so einfach. Das liegt unter anderem daran, dass es eine Entgrenzung in der Erlebnispädagogik stattfindet. Das bedeutet, dass es schwer ist zu definieren, wann von Erlebnispädagogik und wann nicht von Erlebnispädagogik gesprochen wird. Dennoch gibt es Annäherungen an eine Definition, die Definition des Netzwerks für Team-Entwicklung und Weiterbildung kurz N.E.W ist sehr passend;

definition erlebnispädagogik

Das Erlebnis was den meisten Personen einfällt, wenn sie an Erlebnispädagogik denken, ist häufig das Klettern in einem Hochseilgarten. Es gibt aber viele verschiedene Erlebnisse und Aktionen der Erlebnispädagogik, vom Abseilen, Kanu oder Kajak fahren, das Segeln, Survival- und Outdoorferfahrungen, Bushcrafting und vielen weiteren Dingen.

Die 6 Merkmale der Erlebnispädagogik

Es werden sechs Merkmale beschrieben, welche die Erlebnispädagogik in ihrem Kern ausmachen. Diese sechs Merkmale haben teilweise andere Bezeichnung, inhaltlich ist aber in aller Regel das gleiche gemeint. 

Handlungsorientierung und Ganzheitlichkeit

Das grundlegende Merkmal ist, dass eine tätige Auseinandersetzung mit einer zu überwindenden Aufgabe im Mittelpunkt steht. Wichtig dabei ist, dass die Erfahrungen vom Menschen selbst gemacht werden müssen. Es ist also eine aktive Teilnahme notwendig, die Effekte sind nicht durch Erzählungen oder Gespräche ersetzbar. Verschiedene Fähigkeiten, Kompetenzen, Wissen und Werte werden über das Erlebnis erarbeitet und verinnerlicht.

Lernen in Situationen mit Ernstcharakter

Ein weiteres wichtiges Merkmal der Erlebnispädagogik ist, dass die zu überwindende Aufgabe (also das anstehende Erlebnis) ernst genommen werden kann und tatsächlich eine überwindbare Herausforderung darstellt. Die Personen müssen sich also ernsthaft gefordert fühlen.

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Gruppenorientierung

Das Zusammenkommen in Gruppen und Teams ist elementar für die Erlebnispädagogik. Hier werden soziale Fähigkeiten und Kompetenzen ausgebildet und gestärkt, häufig ist die Aufgabe nur über gut koordinierte Kooperation zu meistern, ein Beispiel dazu ist das Segeln oder das Abseilen von einer Felswand. 

Erlebnispädagogik

Erlebnischarakter

Ganz charakteristisch für die Erlebnispädagogik ist der Erlebnischarakter. Es geht dabei darum, dass es sich um keine alltägliche Situation handelt, sondern einen außergewöhnlichen und nachwirkenden Charakter aufweist. Die Erlebnispädagogik hat eine Distanz zum Alltag, dies soll nachhaltig wirken, Kompetenzen und erlente Fähigkeiten sollen dann in den Alltag transferiert werden.

Freiwilligkeit

Lernerfolge und wirklich konstruktive und nachhaltige Wissens- und Kompetenzvermittlung in der Erlebnispädagogik funktioniert nur, wenn diese nicht erzwungen wird. Niemand sollte zu etwas gezwungen werden, die endgültige Entscheidung liegt bei der Person. Hier ist ein Feingefühl der pädagogischen Fachkraft gefragt; nicht selten kommt es bei einzelnen Personen zu Beginn zu Ablehnung; besonders bei diesen Personen wirkt jedoch eine spätere Bewältigung der Aufgabe deutlich positiv.

Pädagogisches Arramgement

Das bedeutet, dass erlebnispädagogische Maßnahmen nicht zufällig geschehen, sondern geplant, organisiert und professionell begleitet werden.

Erlebnispädagogik

Ziele der Erlebnispädagogik

Durch erlebnispädagogische Maßnahmen und Angebote sollen ganzheitlich Kompetenzen und Fähigkeiten auf den verschiedensten Ebenen gefördert und vermittelt werden.

Grundlegend ist ja das Stellen von nicht alltäglichen und schwierigen Situationen und Herausforderungen. Das Wagen, das Erleben, das Stellen und schlussendlich die Bewältigung von schwierigen Situationen und Herausforderungen stellen ganz grundlegend ein wesentliches Element der Charakterbildung und Persönlichkeitsentwicklung dar. Durch die Erlebnispädagogik soll das Durchsetzungsvermögen und die Willenskraft entwickelt werden. Die Personen sollen ihr Selbstvertrauen stärken, ihre eigenen Grenzen kennenlernen, die Wahrnehmungsfähigkeit auf allen Ebenen schulen und ganz elementar für die Erlebnispädagogik; das Team- und Kooperationsfähigkeit ausbauen und Erfahrungen auf dieser Ebene machen.

Ziele Erlebnispädagogik

Modell der Erlebnispädagogik nach Werner Michl

Werner Michl hat ein Modell entwickelt, welches für den Bereich der Erlebnispädagogik sehr wichtig ist. Es stellt die Verbindung und den Transfer von Erleben und Lernen her.

Ein Ereignis wird durch Emotionen zu einem Erlebnis
Beispielsweise das Ereignis des Kletterns in einen Hochseilgarten. Das Ereignis wird durch die Verknüpfung von Emotionen zu einem Erlebnis. Emotionen und wichtige Themen hier können beispielsweise Angst, Vertrauen, das Loslassen müssen für den nächsten Schritt, Mut und so weiter sein.

Erlebnispädagogik

Ein Erlebnis wird für den Menschen zu einer Erfahrung
Durch sich dem Stellen und der Bewältigung, in Verknüpfung mit den individuellen Emotionen und Erfahrungen des Ereignisses, wird das gesamte zu einer Erfahrung des Menschen.

Eine Erfahrung wird durch Reflexion zu einer Erkenntnis
Wird diese Erfahrung reflektiert, kann dies zu Erkenntnissen und nachhaltigen und positiven Erfahrungen für den Menschen führen. Im Hochseilgarten waren die Menschen durch gegenseitige Sicherung und dem positiven Zusprechen aufeinander angewiesen, haben sich bestärkt und sich so ihren Ängsten und Sorgen konstruktiv gestellt und sie gemeistert. Diese Erfahrung kann als Erkenntnis auf den tatsächlichen Alltag und dessen Herausforderungen übertragen werden.

Phasen der Erlebnispädagogik und Rolle der Fachkraft

Die Anfangsphase:
In der Anfangsphase ist häufig die Motivation ein großer Bestandteil. Die pädagogische Fachkraft muss hier motivieren, aber auch Ängste, Sorgen und Abwehr ernst nehmen und zulassen. Den Personen steht eine herausfordernde neue Situation bevor, nicht alle Menschen können sich darauf direkt einlassen und sich ihr stellen. Die pädagogische Fachkraft klärt auf, gibt Informationen und je nach erlebnispädogischen Angebot gibt es eine technische und umfassende Einweisung beispielsweise beim Kletten, Segeln oder Kajak fahren. Die Regeln für das soziale Miteinander werden definiert und formuliert.

Die Hauptphase:
In dieser Phase findet das Angebot statt. Die pädagogische Fachkraft beobachtet und hat die Personen im Blick. In einzelnen Situationen sind Interventionen notwendig, Personen sollten zwar stark gefordert werden, aber auch nicht massiv überfordert oder komplett sich selbst überlassen werden. Auch in dieser Phase spielt Motivation und Mut machen eine große Rolle.

Erlebnispädagogik Hauptphase

Die Abschlussphase:
In dieser Phase wird die erlebnispädagogische Intervention beendet, die Ergebnisse und das Ereignis wird zusammengefasst. An dieser Stelle ist Raum die Erfahrungen, Gedanken, Emotionen und Gefühle zu äußern. Die Abschlussphase darf nicht vernachlässigt werden. Schauen wir auf das eben von Werner Michl dargestellte Modell, dann ist diese Phase der Beginn des letzten Punkts des Modells; der Entwicklung von Erfahrungen zu Erkenntnissen und dem Transfer dessen auf das alltägliche Leben

Erlebnispädagogik Schlussphase

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